Jenseits des Blutzuckers: Das kritische Zusammenspiel von Blutdruck und Cholesterin bei Komplikationen von Diabetes verstehen
Das Diabetes-Management konzentriert sich oft stark auf die Blutzuckerkontrolle, aber dieser einseitige Fokus kann dazu führen, dass wir das große Ganze übersehen. Als jemand, der jahrelang das Feld der Stoffwechselerkrankungen untersucht hat, habe ich erkannt, dass eine optimale Diabetesversorgung einen dreigleisigen Ansatz erfordert, der das umfasst, was ich die „metabolische Dreifaltigkeit“ nenne: Blutzucker, Blutdruck und Cholesterin. Heute möchte ich darauf eingehen, wie diese drei Faktoren miteinander interagieren und warum ihre gemeinsame Behandlung unsere beste Strategie zur Verhinderung verheerender Komplikationen bei Diabetes darstellt.
Die vaskuläre Verwundbarkeit: Warum Blutgefäße zuerst leiden

Wenn wir an Diabetes-Komplikationen denken, sprechen wir im Wesentlichen von Schäden an den Blutgefäßen. Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker) leitet diesen Schaden ein, aber Hypertonie und Dyslipidämie (abnormales Cholesterin) beschleunigen und verstärken ihn auf unterschiedliche Weise.
Blutgefäße bei Diabetes erleben einen perfekten Sturm von Angriffen. Hoher Blutzucker löst Entzündungen und oxidativen Stress aus und schädigt das Endothel – die entscheidende innere Auskleidung der Blutgefäße. Diese endotheliale Dysfunktion ist der erste Schritt zur Arteriosklerose (Verhärtung und Verengung der Arterien). Kommt jedoch erhöhter Blutdruck hinzu, führt er zu mechanischem Stress an bereits beeinträchtigten Gefäßen, während Dyslipidämie Fettpartikel einschleust, die in die beschädigten Gefäßwände eindringen und die Plaquebildung beschleunigen.
Dieser synergistische Schaden tritt sowohl in großen Gefäßen (makrovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle) als auch in kleinen Gefäßen (mikrovaskuläre Komplikationen, die Augen, Nieren und Nerven betreffen) auf. Die Evidenz ist eindeutig: Patienten mit Diabetes, die einen unkontrollierten Blutdruck und Cholesterinspiegel haben, haben ein exponentiell höheres Komplikationsrisiko als jene mit nur Hyperglykämie.
Der Multiplikatoreffekt: Wie sich drei Risikofaktoren kombinieren
Die Beziehung zwischen diesen drei Faktoren ist nicht nur additiv – sie ist multiplikativ. Die UKPDS-Studie zeigte, dass für jede prozentuale Reduktion des HbA1c das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen um 35 % sank. Wurde jedoch die Blutdruckkontrolle hinzugefügt, war die Risikoreduktion deutlich höher.
Schauen wir uns einige Zahlen an, die diesen Multiplikatoreffekt verdeutlichen:
- Diabetes allein erhöht das kardiovaskuläre Risiko etwa um das 2-Fache
- Diabetes + Hypertonie erhöht das Risiko etwa um das 4-Fache
- Diabetes + Hypertonie + Dyslipidämie erhöht das Risiko etwa um das 8-Fache
Das erklärt, warum eine multifaktorielle Intervention so viel effektiver ist als alleinige Blutzucker-Kontrolle. Die wegweisende Steno-2-Studie zeigte, dass eine intensive Therapie, die alle drei Faktoren berücksichtigt, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um etwa 50 % und für mikrovaskuläre Komplikationen um 60–70 % gegenüber der herkömmlichen Behandlung reduzierte.
Bemerkenswert ist, dass diese Risikofaktoren nicht zufällig gemeinsam auftreten – sie teilen gemeinsame pathophysiologische Wurzeln in Insulinresistenz und Stoffwechselstörungen. Insulinresistenz führt nicht nur zu Glukose-Störungen, sondern trägt auch durch erhöhte Natriumretention und Gefäßdysfunktion zur Hypertonie bei und fördert gleichzeitig eine Dyslipidämie mit hohen Triglyzeriden, niedrigem HDL und kleinen, dichten LDL-Partikeln.
Der therapeutische Ansatz: Jenseits der Glukose-Zentrierung
Mit diesem Wissen muss sich unser Ansatz zur Diabetesversorgung von der Glukose-Zentrierung weiterentwickeln. So sieht ein umfassender Ansatz aus:
Blutdruck-Management:
- Ziel: In der Regel <130/80 mmHg für die meisten Menschen mit Diabetes
- Ansatz: RAAS-Hemmer (ACE-Hemmer oder ARBs) sind besonders vorteilhaft aufgrund zusätzlicher nierenschützender Effekte
- Lebensstil: Natriumeinschränkung, regelmäßige körperliche Aktivität und Stressmanagement sind grundlegend
Cholesterin-Management:
- Ziel: LDL-C <100 mg/dl (oder <70 mg/dl bei bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung)
- Ansatz: Statine bleiben die Therapie der ersten Wahl, mit Nachweis, dass sie kardiovaskuläre Ereignisse bei Diabetikern um 25–30 % reduzieren
- Vertiefende Überlegungen: Partikelzahl und -größe sind wichtiger als die traditionellen Cholesterinwerte; kleine, dichte LDL-Partikel bergen ein größeres Risiko

Integrierter Ansatz: Die Medikamente, die die vielversprechendsten kardiovaskulären Vorteile bei Diabetes gezeigt haben (SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten), wirken unter anderem, indem sie mehrere Risikofaktoren gleichzeitig adressieren. SGLT-2-Hemmer senken zum Beispiel den Blutzucker, während sie auch den Blutdruck senken und direkten Herz- und Nierenschutz bieten – über Mechanismen, die wir noch erforschen.
Fazit: Der Weg nach vorne
Die Evidenz ist eindeutig: Die Behandlung von Blutdruck und Cholesterin ist nicht zweitrangig gegenüber der Blutzuckerkontrolle – sie ist genauso wichtig. Für Patienten, denen Langlebigkeit und Lebensqualität mit Diabetes am Herzen liegen, bietet ein umfassender Ansatz, der alle drei Faktoren gleichzeitig ins Visier nimmt, den besten Schutz vor Komplikationen.
Die gute Nachricht ist, dass viele Lebensstilmaßnahmen, die bei der Blutzuckerkontrolle helfen – mediterrane Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, Stressmanagement und ausreichender Schlaf – auch Blutdruck und Cholesterin positiv beeinflussen. In Kombination mit einer individuell abgestimmten medikamentösen Therapie stellt dieser umfassende Ansatz die beste Strategie gegen das dar, was ich die „metabolische Zeitbombe“ des Diabetes nenne.
Denken Sie daran: Im Diabetes-Management steht die Blutzuckerkontrolle im Rampenlicht, doch die Kontrolle von Blutdruck und Cholesterin rettet Leben.

Quellen:
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Gaede P, Vedel P, Larsen N, et al. Multifactorial intervention and cardiovascular disease in patients with type 2 diabetes. N Engl J Med. 2003;348(5):383-393. doi:10.1056/NEJMoa021778
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UK Prospective Diabetes Study Group. Tight blood pressure control and risk of macrovascular and microvascular complications in type 2 diabetes: UKPDS 38. BMJ. 1998;317(7160):703-713. doi:10.1136/bmj.317.7160.703